Tillie Walden, Comicautorin: „Manchmal muss man den Kopf frei bekommen, um kreativ sein zu können“

„Das sind wirklich viele Bücher!“ Sie unterdrückt ein lautes Lachen, gibt es aber zu: Tillie Walden ist eine produktive Comicautorin. Mit 29 Jahren hat die Amerikanerin bereits ein Dutzend Werke veröffentlicht und dabei verschiedene Genres erkundet, von autobiografischen Erzählungen über Space Opera bis hin zu Zombie-Horror. In Frankreich weniger bekannt als jenseits des Atlantiks, war sie Ende Mai in Paris, um die Veröffentlichung von „Double Crush“ (Gallimard, 240 Seiten, 19,90 Euro) zu feiern, dem Abschluss ihrer zweiteiligen Reihe des kanadischen Gesangsduos Tegan und Sara Quin. Weitere, nicht unwichtige Neuigkeiten: Am 25. Juni erschien der mit Spannung erwartete letzte Teil ihrer Clementine -Trilogie (Delcourt, 260 Seiten, 20,50 Euro), ein Spin-off der „Walking Dead“ -Comics, im Buchhandel.

Wert lässt sich nicht auf Jahre beschränken. So klischeehaft das Sprichwort auch klingen mag, in Tillie Walden findet es seine perfekte Verkörperung. Ihr Erfolg bei Publikum und Kritik zeigte sich insbesondere mit ihrem vierten Album Spinning (Gallimard, 2017). Eine ungemein elegante autobiografische Erzählung, in der sie ihre schmerzhafte Beziehung zum Eiskunstlauf, ihren Übergang zum Erwachsenwerden und ihr Coming-out als Lesbe schildert. „Der Schreibprozess war mühsam, fast chaotisch “, erinnert sie sich. „Jeden Tag zwang ich mich, mich einer Erinnerung zu stellen und daraus eine Seite zu machen.“ Das Ergebnis ist ein dichtes Album in Form einer literarischen Geste, das der damals 21-jährigen Autorin einen Eisner Award einbrachte, das Äquivalent zu den Oscars für Comics auf der anderen Seite des Atlantiks.

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